Reif und schwer plumpsen Kastanien von den Bäumen und prallen ins Gras. Eicheln, Bucheckern, Eschen- und Ahornsamen, Äpfel und Birnen – viele Früchte, Samen und Nüsse sind jetzt reif und säumen Straßen und Wege.
Holunder, Schlehen, Sanddorn, Hagebutten, Eberesche – oft hat sich das Laub längst verabschiedet, und noch immer leuchten überreife Beeren im Geäst und laden die Vögel auf eine Mahlzeit ein.
Pilze schießen wortwörtlich aus dem Boden, in unzähligen Arten und oft auch in großen Gruppen. Sie bevölkern Waldböden, Wiesen, Baumstümpfe und altes Holz.
Die großen Erntemaschinen lassen Stoppelfelder und Ackerflächen bloß zurück, und wilde Gänse stärken sich in Scharen an den Überbleibseln von Mais und Getreide, bevor es auf gen Süden geht.
Drachen tanzen und toben im Wind, zerren an Leinen und Händen, Laub raschelt unter den Füßen und der Himmel ist blau und klar, wie selten.
Letzte Früchte werden reif, Trauben gelesen, Kürbisse geschnitten, Zwetschgen geschüttelt und Äpfel gepflückt. Wespen fressen sich durch Kuchenstücke und in blankes Holz. Spinnen schwingen sich auf und weben ihre wunderwerkigen Netze aus feinsten Fäden. Daran aufgereiht winzige Tröpfchen von Tau und Nebel, Perlenkettengleich in Reih und Glied aneinander geschmiegt, um im diffusen Licht zu glitzern. Hauchdünne Fäden schimmern wertvoll, und sind dabei doch tödliche Fallen für allerlei Getier. Sie seien das Haar alter Frauen, graue Fäden von den Häuptern der Hexen, so erzählt man sich. Oder Lebensfäden von uns Menschen, gesponnen und miteinander verwoben von göttlicher Hand.
Die Pflanzensäfte von Bäumen und Sträuchern ziehen sich in Stämme und Wurzeln zurück. Das Blattgrün aus den Baumkronen verschwindet, und wandelt das Laub in ein Meer aus Farbtupfern. Dann – vom Blattwerk befreit – geben Hecken, Bäume und Büsche den Blick frei auf eine neue, eine andere Welt, die im Sommer dahinter verborgen liegt.
Morgens liegt Nebel über dem Land, kriecht in Gräben, wabert über Straßen und Felder und wird über Seen, Bächen und Teichen wieder zu dem, was er war – zu Wasser. Darauf Enten in buntem Gefieder und Schwäne, die erhaben ihre Runden ziehen. Eintagsfliegen tanzen im weichen Licht, Libellen schießen durch die Luft, als seien sie Pfeile auf Schienen. Ihre Zeit ist knapp.
Der Herbst geizt nicht.
Nicht mit Farben, nicht mit Düften, nicht mit Kraft und Intensität.
Dahlien, Gladiolen, Astern und Anemonen, Zinnien, Hortensien, Sonnenblumen und Chrysanthemen – Herbstblumen kleiden sich bunt und üppig zum Tanz.
Der Herbst spielt auf.
Überall auf der Welt werden ihm zu Ehren und zum Dank an die Natur Feste gefeiert: Erntedank in den Kirchen, Traubenschlachten in Spanien, Trachtentanz und Musik, Kastanienfeste in Frankreich, Thanksgiving in den Staaten und Kanada, Oktoberfeste und Halloween, Wein- und Zwiebelfeste und so viele mehr. Schwelgen in satten Speisen, Zwiebelkuchen mit dem Duft vom Rauch, Wild und Lamm, Birnen, Bohnen und Speck, Schmorgurken, Kürbis und Kohl – es wird herzhaft auf dem Tisch – Überfluss, in Hülle und Fülle.
Das ist der Herbst.
Das Finale.
Ein Aufspielen.
Und der Auftakt für jene Zeit im Jahr, in der sich Mensch und Natur in sich selbst zurückziehen.
Die Zeit der Ruhe, Stille, Einkehr, der Erholung, Regeneration – des Stillstands und des sich Sammelns für ein neues Jahr – den Winter.














Wundervoll 🌱🍁🍂🍃🌻
DAS ist Herbst!!
Liebe Grüße ❤
Schöner kann man ihn, den Herbst, nicht in Worte und Bilder fassen. ❤
Wenn ich könnte, würde ich es genau so sagen wollen!
Sehr schöner Text zu wundervollen Bildern.